Where have all the cattle gone?

von | Sep 30, 2017 | Gedankendünger | 0 Kommentare

Als ich ein Kind war, gab’s bei uns im Dorf noch mehrere Bauern, und auf der Wiese vor unserem Haus grasten die Kühe. Das größte Event des Jahres war das Kuhfest, auf dem die hübscheste Kuh Vorarlbergs gekürt wurde. Schon seit längerem sind die Kühe, genauso wie die Bauern, aus dem Dorfbild verschwunden und das Kuhfest bleibt eine vage Erinnerung an die Zeit, bevor die Industrialisierung auch Österreichs Landwirtschaft voll erfasst hat.

An Wildtiere in unserem Ort kann ich mich eigentlich gar nicht erinnern, wenn man einmal von den Kaninchen der Nachbarn absieht, die es hin und wieder geschafft haben, eine halbe Stunde aus ihrem Käfig auszubüchsen. Inzwischen habe ich das Gefühl, in Wien mehr Tiere zu sehen, als auf dem Land. Da wären zum einen die (tatsächlich freien) Kaninchen entlang des Donauufers und letzte Woche habe ich das erste Mal eine Gottesanbeterin in freier Wildbahn entdeckt.

Das geübte Auge erkennt natürlich sofort den Kunstrasen auf dem Photo und schließt folgerichtig, dass die Entdeckung nicht im Helmut Zilk Park zu verzeichnen sein kann. Tatsächlich gelang die Aufnahme auf den Fußballfeldern des Favoritner Soccerdomes. Natürlich haben wir die Andächtige sofort nach dem Foto evakuiert und in die benachbarten Büsche ausgesetzt. Immerhin gehört das ‚Insekt des Jahres 2017‘ zu den gefährdeten Tierarten.

Was aber öfters im Helmut Zilk Park zu beobachten ist, und sowohl bei Alt als auch bei Jung, nicht nur um Ostern, Freude auslöst, ist Meister Lampe. Wie lange er sich neben der wachsenden Bebauung im Sonnwendviertel noch halten kann, ist dabei natürlich genauso ungewiss, wie sein Appetit auf die Produkte unserer Beete.

Eine andere Tierart, der’s in der Stadt anscheinend oft besser geht als auf dem Land, sind die Bienen. Grund für das städtische Wohlbefinden ist, dass sie in unseren Parks jede Menge ungespritzte Trachtpflanzen finden, während die Kulturpflanzen auf dem Land gerne großflächig mit Insektiziden besprüht werden.

Ungespritzt, also biologisch, wird natürlich auch unser Sonnwendgarten bebaut. Auf dass sich neben Bienen und Hasen auch der Mensch gesund ernähren kann.